Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Pfarrfamilien von Ebreichsdorf, Schranawand, Unterwaltersdorf und Weigelsdorf  und alle, die jetzt gerade dieses Wort lesen !

Ich möchte mit euch meine Gedanken teilen:

Drei Dinge, nämlich

  • der letzte Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe anlässlich des Missionssonntags 1)
  • verschiedene Bücher und mehrere Umfrageergebnisse 2)
  • und die Beobachtung der Situation der Kirche

haben mich bewogen, den Begriff “Pfarrerneuerung” zu starten. Dieses Wort ist mir eingefallen, als ich unsere einheimischen Begriffe wahrgenommen habe: Stadterneuerung Ebreichsdorf, Dorferneuerung in Weigelsdorf, Unterwaltersdorf und Schranawand. Mir gefallen diese Begriffe, denn schon ihre Namen bewegen sehr viel in unseren Herzen. Wenn wir diese Wörter hören, wissen wir sofort: Es soll etwas erneuert werden. Es geht nicht um Neu-Erfindung, sondern um Erneuerung.

Umgelegt auf die Situation der Kirche würde ich sagen:

Um besser unseren Auftrag von Jesus “Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern” erfüllen zu können, ist es notwendig, eine Bewegung zu starten mit dem Titel und dem Inhalt “Pfarr-Erneuerung”.

Das Ziel ist eigentlich ganz einfach: Wir möchten mehr Menschen für Jesus gewinnen, konkreter: einen Glaubenszustand der Kirche zu erreichen, dass wir nicht mehr leiden müssen unter dem Schrumpfen der Mitgliederzahlen, unter dem Fehlen der Kinder und Jugendlichen in unseren Kirchen, unter dem Desinteresse so vieler Menschen am Glauben, an Getaufter …

Papst Franziskus selbst kommt uns dabei zu Hilfe. Er sagt, wir sollen eine neue Mentalität entwickeln, eine Mentalität des Hinausgehens, eine Mentalität des Zugehens auf Fernstehende, eine Mentalität des Entwickelns neuer Ideen, um vor den Menschen das Evangelium zu bezeugen und es zu verkünden.

Was heißt dies ganz konkret ?

In der Praxis sollen wir bei uns selbst anfangen – also fangen wir an !

Vielleicht ist mein Vorschlag noch nicht ausgereift, vielleicht zu einfach oder zu anstrengend oder einfach unmöglich zu erfüllen. Trotzdem wage ich, diesen Vorschlag niederzuschreiben – mit tiefer Überzeugung, dass es uns gelingt zu spüren, dass es der richtige Weg ist.

Eine Pfarrerneuerung beginnt meiner Ansicht nach, …

… wenn ich als Pfarrer

  • jeden Tag für euch bete, meinen priesterlichen Gebeten nachgehe
  • mich um meine Seele kümmere durch persönliche Beichte und Beichtgespräche
  • mir Gedanken mache über eine gute, erfrischende Predigt – für euch am Sonntag und für mich selber, um aufrichtig danach zu leben
  • für euch Glaubenskurse (Glaubensgespräche, Erwachsenenbildung, Exerzitien, Einkehrtage, …) organisiere

… wenn wir gemeinsam

  • am Wochenende unseren Freund Jesus im Gottesdienst suchen
  • in unseren Versammlungen zu einer Stimmung beitragen, die dem anderen sagt – ohne reden zu müssen – : “Schön, dass es dich gibt.”
  • wenn wir beitragen, gute und ansprechende Musik in den Gottesdiensten genießen zu können – durch Mitsingen, Vorsingen und Instrument spielen
  • einander nach dem Gottesdienst Zeit einräumen – zum Austausch, zum Kaffeetrinken, …
  • füreinander beten

Ich denke, es gäbe einiges zu tun. Dann haben wir nicht nur Stadt- oder Dorferneuerung, sondern auch PFARRerneuerung, und wir müssen uns nicht mehr Sorgen machen um die Kinder und Jugendlichen und um die Zukunft der Kirche.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute und Gottes Segen. Möge göttliche Freude in euch immer ein Zuhause haben – für diesen Moment und darüber hinaus !

Euer Pfarrer

Pawel Wojciga

1)  Abschnitt aus dem Hirtenbrief anlässlich des Missionssonntags 2019:

“Unsere Kirche wird seit 2013 erstmals von einem Papst geleitet, der … von Anfang an mit          Nachdruck in Erinnerung gerufen hat, dass die Kirche wieder missionarisch werden muss … In            Österreich leiden wir vielfach unter dem Zustand der Kirche. Nicht nur die Skandale beschämen         und bedrücken uns. Wir leiden auch unter dem Schrumpfen, unter dem Mangel an Kindern und Jugendlichen, unter dem Desinteresse so vieler Menschen am Glauben, auch Getaufter.”

2)  “Psalm 1 – Die Wege Gottes und der Menschen” (Eckehard Bamberger, Wien 2013, Seite 198)

“Der Glaubensverlust, den wir gegenwärtig so massiv erleben, ist die Folge einer europaweiten   atheistischen Gesellschaftspolitik, die auf eine fortschreitende Sinnentleerung alles Religiösen             hinzielt. So brachte eine Untersuchung über das Religionsverhalten der französischen Jugend im             Jahr 2002 zu Tage, dass mehr als die Hälfte dieser Gruppe die ursprüngliche Bedeutung von            Weihnachten und Ostern bereits unbekannt war. Auf die Frage nach dem Begriff “Dreifaltigkeit”       assoziierte dieselbe Gruppe nur mehr den Namen einer U-Bahn-Station in Paris.”

Ein Umfrageergebnis vom Februar 2003 ergab, dass die Hälfte aller Christen in Deutschland      nicht mehr an die Auferstehung glaubt.